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8. Dezember

Vorkurs - die Aufnahmeprüfung

Der Weg zum Musikstudium ist nicht einfach - das erfuhren wir bereits im Blog vom 2. Dezember. Diese Geschichte erzählt meinen Weg zur ersten Aufnahmeprüfung.

 

Nach dem Besuch an den Infotagen in Luzern ging alles schnell. Ich meldete mich zur Aufnahmeprüfung für das Vorstudium an. Dann wurde viel geübt. Ich war immer noch als Aushilfe beim Stadtbauamt Langenthal angestellt und übte jeden Abend zu Hause auf der Harfe, um gut vorbereitet anzukommen. An dieser Stelle möchte ich auch meiner damaligen Harfenlehrperson Blathnaid Fischer-Fuhrer ein herzliches Danke aussprechen. Ohne sie wäre ich nicht bis dorthin gekommen. Ich übte Salzedos Chanson dans la nuit, Dusseks c-moll Sonate und die Berceuse Russe von Marcel Tournier. Ganz schön anstrengend, bei einem 100% Pensum nach der Arbeit noch zu üben. Aber ich hatte mein Ziel vor Augen. Und das war klar. Die Aufnahmeprüfung zu bestehen. 

 

Dann war es im März 2011 endlich soweit. Am Abend vorher war ich noch im Qi Gong, um mich zu entspannen und mental vorzubereiten. Die Nervosität war trotzdem extrem hoch. Ich fuhr hoch zur Schule auf Dreilinden und dann stand ich vor der Tür zum Saal. "Sie dürfen eintreten". "Guten Tag, was spielen Sie für uns?". Ich erzählte mit zittriger Stimme vom Programm und durfte mein erstes Stück wählen. Sehr zittrig spielte ich auf der Harfe, die sich auf dem Boden im Saal immer so stark hin und her bewegte, weil es rutschig war. Ziemlich unangenehm. Aber es funktionierte trotzdem. Und ich hörte die Dozentin in der Jury flüstern "wunderschön." Das machte mir Mut und mit jedem Stück, das ich vortrug, sinkte die Nervosität. Dann kam ein Blattspiel. "Ohje", dachte ich mir. "Das wird schief laufen". Und das tat es dann auch. Ich konnte nicht mal die Tonart des Stücks benennen, als ich danach gefragt wurde. Klar, denn ich habe in meiner Ausbildung zum Kaufmann auch keine Musiktheorie-Lektionen gehabt. So ging alles vergessen. Auch das Setzen der Vorzeichen. Heute muss ich lachen, wenn ich an diese Blattspielerfahrung zurück denke. 

 

Dann kam die Besprechung. Ich wurde unter anderem gefragt, was meine Ziele mit dem Studium seien. Ebenso fragte man mich, ob ich denn Blattspiel geübt hätte. Ganz ehrlich antwortete ich, dass ich das weniger geübt habe. Und der Studienleiter antwortete mit einem zynischen "man hört es".  Eine spezielle Erfahrung. Meine zukünftige Dozentin fragte mich, was ich aktuell arbeite und wieviel ich jeden Tag übe. Ich antwortete ehrlich darauf, dass ich 100% arbeite als Kaufmann und jeden Abend nach der Arbeit eine Stunde übe. Den erstaunten Blick auf diese Antwort werde ich nie vergessen. Es war ein positiv überraschter Blick. Dann durfte ich kurz raus. Die Jury besprach sich. Für mich fühlte es sich wie die längste Besprechung meines Lebens an. Aber sie war positiv. "Gratuliere, Sie haben bestanden! Lernen Sie, mit Ihrer Nervosität umzugehen und arbeiten Sie am Blattspiel. Wir sind uns sicher, dass Sie im Vorstudium gute Fortschritte erzielen werden". 

 

Nach diesem Tag musste ich noch sehr lange auf definitiven Bescheid von Luzern warten. Es waren frustrierende Wochen. Grund für das lange Warten war, dass Bern kein Abkommenskanton ist und das Vorstudium für mich deshalb teurer wäre, respektive nicht klar war, ob ich es überhaupt absolvieren darf. Wegen dem Kantönligeist. Und den Subventionen. Aber dann kam endlich ein Brief von der Schule. Was für eine Freude, was für eine Erleichterung!

 

Ein langer, spannender, auch steiniger Weg erwartete mich. Ich danke allen, die mich auf diesem Weg begleitet haben und mich inspiriert und motiviert haben, diesen Weg bis zuletzt weiterzuverfolgen. Es hat sich gelohnt. Auch wenn unser Beruf nicht immer einfach ist. Besonders jetzt, wo die freiberufliche Tätigkeit fehlt. Aber wir haben gelernt, stark zu sein und mit solchen Situationen umzugehen. Auf dass bessere Zeiten kommen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Mam (Dienstag, 08 Dezember 2020 21:24)

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