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13. Dezember

Was machen Musikstudenten am Wochenende? Meistens spielen wir Konzerte oder wir üben. Oder aber wir schreiben Arbeiten. Denn die Deadline für die Masterthesis liess nicht auf sich warten. Motivation hin oder her. Diese Geschichte erzählt meinen persönlichen Weg, um konzentriert an der Masterthesis zu arbeiten. 

 

Es war im Herbstsemester 2016. Ich musste mich mit der Master-Thesis befassen. Arbeiten schreiben und Theorie-Bücher lesen gehört jedoch nicht zu unseren Stärken. Jedenfalls nicht zu meinen. Wir sind es gewohnt, stundenlang am Instrument zu üben und Kreatives zu schaffen. Arbeiten mit theoretischem Inhalt hingegen, sind für uns keine Motivationsspritzen. Aber für welche Studenten ist das schon so? 

 

Nun, für mich war klar: irgendwie muss ich es schaffen, die Arbeit zum Thema "Musikunterricht in Zeiten der Digitalisierung" zu schreiben. Sämtliche Interviews mussten transkribiert und möglichst kompetent interpretiert werden. Einen Kurs, wie man empirische Arbeiten verfasst, gab es in Luzern an unserer Abteilung nicht. Also war es mehrheitlich learning by doing. Und ich musste mir Bücher zum Thema empirische Arbeiten beschaffen. Und dann war da noch diese Motivation. Die war zu Hause überall, aber nicht bei der Arbeit. Deshalb galt es nach einem Weg suchen, wie ich konzentriert und motiviert an meiner Arbeit schreiben konnte. Die Lösung hatte ich schnell:

 

Da ich ein GA besitze, machte ich mich auf den Weg in Langstreckenzüge. Ich fuhr von Zürich nach Genf, von Zürich nach Chur, und von Basel nach Lugano. Im Zug war ich nicht abgelenkt und konnte mich vollends der Masterthesis widmen. Basel-Lugano war meine ultimative Lieblingsstrecke und so entschied ich mich, diese an sämtlichen Dezember-Wochenenden im Jahr 2016 zu wiederholen. Damals war der Basistunnel noch nicht gebaut. Oder kurz vor Fertigstellung. Die Züge fuhren deshalb noch über die alte Strecke. Wunderschön. Und die Strecke dauert ja einige Zeit. Ideal also, um viele Stunden konzentriert zu schreiben. Nach der Fertigstellung und Eröffnung des Tunnels war dies sogar noch einfacher, weil es ja einfach schwarz ist, wenn man aus dem Fenster schaut.

 

Gegen Mittag war ich dann in Lugano. Zeit, die Stadt im weihnächtlichen Flair zu erkunden. Flohmarkt, Weihnachtsmarkt, Manor, Seespaziergänge und Tessiner Spezialitäten! Was es da nicht alles gab. Und in der Via Nassa tummelten sich reiche Mailänder*innen im Pelzmantel, welche Kaviar und Champagner verdrückten. Eine spezielle Stadt - trotz allem - mit Charme. Immer noch eine meiner Lieblingsstädte! Nach einem Mittagessen an der Piazza ging es dann zurück nach Hause. Wieder Zeit zum Schreiben. Aber auch Zeit für einen Kaffee im Zugrestaurant. Und hier und dort den Gesprächen der Tessiner*innen lauschen, die sich nach der Eröffnung des Basistunnels darüber erstaunten dass es noch ein grösseres Kommen und Gehen der Deutschschweizer Tourist*innen gab. Es entstanden auch tolle Gespräche mit dem Steward im Restaurant, dem es auffiel, dass ich diese Strecke regelmässig fahre und wie wild in meinen Laptop tippte. "Buona Giornata, e mi raccomando, non lavorare troppo", sagte er zu mir. 

 

Allmählich nahm meine Thesis Gestalt an. Nach den Weihnachtsauftritten ging es dann an den letzten Schliff und Anfang Januar reichte ich die Arbeit ein. Eine letzte, wichtige Hürde der Ausbildung war geschafft! Endlich!

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