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18. Dezember

struggling with Mozart

Keine Angst, der Text bleibt in deutscher Sprache. Aber der Titel beschreibt die heutige Geschichte wohl am besten. Wer kennt ihn nicht? Das Wunderkind aus Salzburg, das früh um die ganze Welt gereist ist und schliesslich in Wien seinen Sitz fand. Die Rede ist von Mozart. Eigentlich zählt Mozart nicht zu meinen Lieblingskomponisten der Klassik. Vermutlich liegt das auch daran, dass Mozart Harfen hasste. Und dennoch hat er in Paris als Auftragskomposition ein Doppelkonzert für Flöte und Harfe geschrieben, das zu einem der schönsten Repertoirewerke der Harfenliteratur zählt.

 

Das erste Mal, das ich diesem Stück begegnete, steckte ich tief in meiner Bachelor-Ausbildung. Diese galt es im 5. Semester mit einer Kammermusik-Prüfung zu bestehen. Auf Empfehlung meiner Dozentin, wählte ich das Mozart Konzert für Flöte und Harfe aus. Es zählt zu einem der herausforderndsten Stücke für Harfe. Schnell, virtuos mit vielen Tonleitern und schwierigen Läufen für die Finger. Die einzige "Wohltat" ist der zweite Satz. Der ist ruhig und besinnlich. Entsprechend hatte ich an der Kammermusikprüfung mit hoher Nervosität und zittrigen Fingern zu kämpfen, da wir den ersten Satz viel zu schnell gespielt haben. Aber für Note C hat es gereicht. Immerhin. Bestanden! Und dann war lange Zeit Pause mit Mozart. Bis zum Spätherbst 2017.

 

Da erhielt ich eine Anfrage - durch meine damalige Kollegin an der Musikschule Solothurn initiiert - das Konzert für Flöte und Harfe von Mozart mit dem Laienorchester musicae Gaudio neben einem anderen Solostück aufzuführen. Aufführung im Juni 2018. Insgesamt drei Konzerte. Und eventuell sogar ein viertes! Nun, wo ich im Studium schon weiter war und kurz vor Beginn des zweiten Masters in Performance stand, zögerte ich nicht lange und nutzte diese Gelegenheit. Als zweites Stück wählte ich die Dances sacrée und profane von Claude Debussy. Alsbald wagte ich mich erneut an Mozart und hatte mit der einen oder anderen technischen Schwierigkeit zu kämpfen. Aber Gut Ding will Weile haben. Im Unterricht wurde ich stets begleitet mit hilfreichen Tipps von meiner Dozentin Sarah O Brien. Mit jeder Woche und jeder Probe wuchs ich in das Stück hinein - Metronomzahl für Metronomzahl, Ton für Ton, Finger für Finger -  und schaffte es, eine musikalische Atmosphäre losgelöst von der heiklen Technik zu schaffen.

 

Und dann kam die Aufführung. Wie immer, war ich sehr nervös und mein Puls auf 200. Mozart ist herausfordernd und Debussy ebenso. Bei Debussy kommen dann noch die unzähligen Pedalstellen hinzu. Aber ich habe ja Wochenlang auf diesen einen Moment hin geübt. Und was in diesem Moment zählte, war diese unglaubliche Freude und der Drang, das wofür man Stunden, Tage, Wochen, Monate investiert hatte, nun endlich zur Aufführung zu bringen. Mit Erfolg. "Es war eine Freude, dir nicht nur zuzuhören, aber auch zuzusehen." "Vielen Dank für diesen tollen Moment." Das waren nur einige Rückmeldungen, die wir erhalten haben. Beim zweiten Konzert war sogar mein Vermieter vom Bruderholzweg dabei. Seine Partnerin ist ein Mozart-Fan und freute sich, das Konzert mitzuhören. Dafür reisten sie extra von Basel nach Zimmerwald. Alle Konzerte waren ein voller Erfolg und brachten mich auch mental weiter. Denn jetzt hatte ich das Mozart Konzert zur Aufführung gebracht. Und jetzt wusste ich, dass ich noch so hohe technische Hürden in einem Stück besiegen kann. Das machte mich stärker und steigerte mein Selbstvertrauen. Nach dem dritten und letzten Konzert gingen wir alle vom Orchester, wie das üblich ist, gemeinsam Abendessen. Tolle Gespräche entstanden. Unter anderem, weil wir sehr lange auf das Essen warten mussten.

 

2019 wurde ich erneut für ein kleineres Projekt mit einer Kammermusikformation des Orchesters angefragt. E.T.A. Hoffmanns c-Moll Quintett und Händels Harfenkonzert in B-Dur sowie Glinka standen auf dem Programm. Diesmal fünf Konzerte. Über die Feiertage. Gross war die Freude des Wiedersehens und des gemeinsamen Musizierens. Und im Zentrum: die Freude an der Musik. Und das ist es, was diese Formation von Laienmusikern so besonders macht.

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